STADT- UND HEIMATMUSEUM   KUSEL

3. Nov. 2001 - 10. Dez. 2001

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Ausstellung

DYNAMIK - RUHE

3. November – 10. Dezember 2001  

   
   

 

Dr. Margit im Schlaa

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

ich möchte Sie sehr herzlich zur Eröffnung der Ausstellung „Dynamik – Ruhe“ des Berliner Künstlers und Kuseler „Sohns“ Hermann Theis begrüßen und freue mich, dass Sie so zahlreich erschienen sind.

Ich habe mich in meiner Auseinandersetzung mit den neuesten Arbeiten von Hermann Theis vom Titel der Ausstellung leiten lassen, denn er trifft bereits im Kern ihre Besonderheit und ihre innovative Kraft. „Dynamik“ und „Ruhe“ umschreiben nämlich den Spannungsbogen zwischen Theis’ jüngsten, sehr dynamischen künstlerischen Aktionen und den daraus resultierenden Arbeiten einerseits und seinen Aktskizzen andererseits, die neben diesen dynamischen Prozessen in entspannten und ruhigen Modellsitzungen entstehen. Bevor ich aber genauer auf den neuen künstlerischen Arbeitsprozess eingehe, dem sich Hermann Theis seit ungefähr zwei Jahren widmet, möchte ich noch einige Worte zu seinem Werdegang sagen. Denn erst das Wissen um seine künstlerische Entwicklung verdeutlicht, dass sich in seinen neuen Arbeiten Herkunft und künstlerische Arbeit zu einem vorläufigen Höhepunkt seines künstlerischen Schaffens zusammenschließen. Hermann Theis lebt und arbeitet seit zwei Jahrzehnten in Berlin-Schöneberg. 1981 bezog er die Fabriketage in der Hauptstraße 150, arbeitete dort zehn Jahre, betrieb ein offenes Atelier sowie eine Produzentengalerie, in der Ausstellungen gezeigt wurden und Musik-, Tanz-, Film- und Theater-Veranstaltungen stattfanden. Während dieser Zeit entstanden großformatige Tafelbilder, die von erdigen Farben, transparenten Lichtnuancen und rauen, fast kantigen Bildstrukturen geprägt sind. Diese Gemälde repräsentieren bildnerische „Landschaften“, die Bezüge zu seiner Pfälzer Heimat und seiner akademischen Ausbildung als Geodät erkennen lassen.

Seit der Jahrtausendwende nun hat Theis eine folgenreiche Veränderung seines Arbeitsprozesses vorgenommen. Sind seine früheren Arbeiten in nahezu ausschließlicher Auseinandersetzung mit Farbe und Leinwand entstanden, so inszeniert er sein künstlerisches Schaffen seit Anfang 2000 als multimediales Ereignis, das Malerei, Tanz und Musik simultan verknüpft. Inspiriert von den Bewegungen eines Modells, das zu selbst ausgewählter, von seiner eigenen Kultur geprägter Musik tanzt, arbeitet Theis an fünf bis sechs auf dem Boden liegenden Leinwänden gleichzeitig. Während dieser dynamischen künstlerischen Aktion, in der der Künstler gleichsam selbst wie ein Tänzer die Leinwände in eine Art malerische Choreographie einbindet, agiert Theis gewissermaßen als Medium für die Aktionen der Tänzer. Von ihren tänzerischen Ausdrucksformen empfängt er unterschiedlichste visuelle, akustische und rhythmische Eindrücke, die er in Tafelbilder und später auch in Musikfragmente umsetzt. Da der Künstler die Leinwände in mehreren solcher Mal-Tanz-Musik-Performances bearbeitet, entstehen Bilder mit zahlreichen Mal- und Materialschichten, in denen die ersten, mit Kohlestift gezeichneten Grundzüge von verschiedenen Materialien wie Nesselstreifen, Synthetikkleber, Sand sowie von Acryl- und Ölfarben überlagert werden. So bilden sich Farb-Raum-Körper von großer Dichte und einer starken Athmosphärik heraus, die vor allem aufgrund von Theis’ erstmaliger Einbeziehung heller erdiger Farben wie Gelb und Sand eine überraschende organische Vitalität ausstrahlen.

Mit der Erweiterung seines künstlerischen Radius’ auf einen multimedialen Rahmen hat Theis nicht nur alle früheren Elemente seines künstlerischen Schaffens zu einer gelungenen Synthese verbunden. Auch die Bezüge zu seiner Heimat sind komplexer, denn die Einbeziehung von Tanz und Musik in seine Malerei lässt sich durchaus auch als Reminiszenz an die Pfalz verstehen.

Vor diesem Hintergrund hoffe ich, dass Sie als Pfälzer ihr ganz eigenes Vergnügen an diesen großartigen Gemälden haben werden und wünsche Ihnen viel Freude an der Ausstellung!

Vielen Dank.


(Die Rheinpfalz Nr. 256 - Kultur Regional)

 


 

Hermann Theis

 

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kuseler,

 

ich freue mich sehr, dass ich nach fast 10 Jahren wieder in meine Heimatstadt eingeladen wurde, um Ihnen einen kleinen Ausschnitt meines Schaffens in Berlin vorzustellen. Gleichzeitig darf ich Ihnen  aber auch die mit zunehmendem Alter erworbene Erkenntnis vermitteln, dass wesentliche Merkmale meiner heutigen Arbeitsweisen, Empfindungen und künstlerische Umsetzungen in meiner Jugendzeit in Kusel geprägt worden sind und ich noch heute davon profitiere. Heinz Ohff, einer der populärsten Kunstkritiker der 80er Jahre in Berlin schrieb über meine damaligen Arbeiten

 

"... nicht das Sphärische, vielmehr das Erdhafte sollte Theis pflegen ...". 

 

Nicht, dass ich mich bewusst daran gehalten habe (als Pfälzer hat man schon seinen eigenen Kopf), aber Sie sehen selbst, dass die neuesten Bilder durchaus und unbewusst diesem Rat gefolgt sind. Viel mehr: während der dynamischen Mal- Musik- und Tanzaktionen in denen die Bilder entstehen, wird neben der Farbe und anderen  Materialien auch Erde und Sand verwendet, mit den Händen aufgeschüttet, verteilt, wieder geordnet und neu bearbeitet ... und dies im unterschiedlichen Rhythmus der Bewegungen der Tänzerinnen und Tänzer, sodass eine sehr archaische Situation entsteht, die ihre Überzeugungskraft - um nicht zu sagen ihre Ehrlichkeit - in den Bildern findet.

 

Sie sind Spiegel eines gesteigerten Lebensgefühles und Ausdruck eines friedfertigen und kreativen miteinander Lebens und Arbeitens, auch, oder besonders, mit Menschen unterschiedlicher Nationalitäten mit ihren eigenen kulturellen Auffassungen und Eigenheiten.

 

In diesem Sinne habe ich versucht meine Ziehtochter Katherina Flaig (die an diesen Projekten mitarbeitet) anzuleiten und ich freue mich besonders, dass ich Ihr zum ersten Male die vielbesprochenen Plätze meiner Jugendzeit hier in Kusel, die mit den abenteuerlichsten Anekdoten behaftet sind, aufzeigen kann. Ebenso freue ich mich, unseren Brasilianischen Tänzerinnen Valderes Hipolito de Oliveira und Celeste Vargas, die stellvertretend für mein Tanzteam angereist sind, einen Einblick in die typische Pfälzer Lebensart geben zu können. Dasselbe gilt natürlich auch für meine Freunde und Kollegen aus Berlin: Frau Domberger und Herrn Prof. Seeger, für unseren Sebastian, sowie Herrn von Hoetmar (der hier unsere erkrankte Frau Dr. im Schlaa vertritt) und mit dem ich seit zwei Jahren kontinuierlich eine Aktstudiengruppe leite.  

  


Zum Schluss möchte ich mich ganz herzlich bedanken bei:

der Stadt Kusel, vertreten durch Herrn Bürgermeister Hartloff und Herrn Schummel. Den Mitarbeiterinnen des Stadt- und Heimatmuseums Kusel, Frau Hinkelmann and Frau Pietcher. Herrn Hohl der sich sehr für die Ausstellung eingesetzt hat und den Bildertransport übernahm. Meinem Bruder Werner Theis für die Hängung und nicht zuletzt meinen Eltern für Ihr umfassendes Mitdenken and Organisieren.

Sehr geehrter Herr Germain, lieber Herr Stoffels,

haben Sie ganz herzlichen Dank für Ihren Musikvortrag. Es sollte eine Überraschung sein und dies ist Ihnen wirklich gelungen. Ihre Arbeit bestätigt mich in meinen Bemühungen Kraft und Inspiration aus den Darstellungsformen anderer Disziplinen zu schöpfen.  Sie haben sich von meinen Arbeiten inspirieren lassen und

sicherlich auch tänzerische Momente dabei einfließen lassen: Es funktionierte sehr schön und der Kreis wäre

vollends geschossen, wenn zu Ihrer Musik wiederum getanzt und gemalt würde .leider schaffen wir das heute

nicht mehr...

 

 


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ATELIER HERMANN THEIS, Berlin, Germany

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